Prophetisches Flammengebet des hl. Grignion von Montfort um Missionare für die Gesellschaft Mariä - I

Der hl. Ludwig von Montfort verfasste dieses Gebet im Hinblick auf die Apostel der Endzeit. Unsere Epoche, gekennzeichnet durch die Botschaft und die Verheißungen von Fatima, ist die Not der Kirche so universell und tiefgreifend, dass man diese flammenden Worte mit einigen Anpassungen auf die Kirche anwenden kann. Möge das Unbefleckte Herz Mariens Priester und Laienapostel ähnlich den hervorragenden Missionaren wie sie der Heilige beschreibt, hervorrufen, die als Werkzeuge der Heiligsten Jungfrau die Erhöhung der Braut Christi und die Niederlage der höllischen Mächte erringen.
Wir haben das Flammengebet in sechs Abschnitte aufgeteilt. Man kann bis zum 13. Mai jeweils einen Abschnitt beten und meditieren.



Zu Gott dem Vater

1. Tag: Erwecke die Männer Deiner Rechten
Memento. Domine, Congregationes tuae, quam possedisti ab initio (Vgl. Ps 73,2). Sei eingedenk, o Herr, Deiner Genossenschaft, die von Anfang an Dein eigen war, denn von Ewigkeit her — ab initio — hast Du ihrer gedacht. Du hieltest sie in Deiner allmächtigen Hand, als Du mit einem einzigen Wort das Weltall aus dem Nichts erschufst — ab initio — und hieltest sie noch verborgen in Deinem Herzen, als Dein Sohn sterbend am Kreuze sie durch seinen Tod geweiht und wie einen kostbaren Schatz der Sorge seiner heiligsten Mutter anvertraut hat.
Schaue, o Herr, auf die Ratschlüsse Deiner Barmherzigkeit; erwecke die Männer Deiner Rechten, über die Du einigen Deiner größten Diener prophetische Aufschlüsse gabst, einem hl. Franz von Paul, einem hl. Vinzenz Ferrer, einer hl. Katharina von Siena und so vielen anderen großen Seelen früherer Jahrhunderte und unserer jetzigen Zeit.
Memento! Allmächtiger Gott, sei eingedenk dieser auserwählten Schar, indem Du ihr die Allmacht Deines Armes leihst, der noch nicht verkürzt ist, um ihnen den Eintritt in die Welt zu ebnen und sie zur Vollkommenheit zu führen: Innova signa, immuta mirabilia tua, sentiamus adiutorium brachii tui (Sir 36,6 und Weih 5,16). O großer Gott, der Du aus rohen Steinen Kinder Abrahams erwecken kannst, sprich nur ein einziges Wort, um gute Arbeiter in Deine Ernte und tüchtige Missionare in Deine heilige Kirche zu senden.
Memento! Gott der Güte, sei eingedenk Deiner alten Erbarmungen und gedenke Deiner erlesenen Diener. Sei eingedenk der wiederholten Verheißungen die Du uns durch Deine Propheten und Deinen Sohn gegeben, dass Du unsere gerechten Bitten erhören wollest. Gedenke der Bitten, die seit so vielen Jahrhunderten Deine Diener und Dienerinnen in dieser Angelegenheit an Dich gerichtet haben. Ihr Flehen, ihr Seufzen, ihre Tränen und ihr Blut, das sie vergossen, mögen vor Dein Angesicht kommen, um Deine Barmherzigkeit mächtig anzuregen. Gedenke besonders Deines teueren Sohnes: Respice in faciem Christi tui (Ps 83,10). Seine Todesangst, seine Schmach und seine liebevolle Klage am Ölberg: Quae utilitas in sanguine meo? (Ps 29,10), „welcher Nutzen ist in meinem Blute?“, sein schmerzvoller Tod und sein vergossenes Blut rufen laut um Erbarmen, auf dass mit Hilfe Deiner treuen Diener sein Reich über den Trümmern des Reiches seiner Feinde aufgerichtet werde.

Memento! Sei auch eingedenk, o Herr, Deiner Genossenschaft, um Deiner Gerechtigkeit Genüge zu leisten! Tempus faciendi Domino, dissipaverunt legem tuam (Ps. 118,126). Es ist Zeit, zu tun, was Du verheißen. Deine Gebote werden übertreten, Dein Evangelium wird verachtet. Ströme von Bosheit überschwemmen die ganze Erde und reißen bis in die Nähe Deiner Diener alles mit sich fort. Die ganze Erde ist verwüstet, die Gottlosigkeit sitzt auf dem Thron, Dein Heiligtum ist entweiht und der Greuel herrscht selbst an heiliger Stätte. Wirst Du denn alles der Verlassenheit anheimgeben, gerechter Herr, o Gott der Rache? Soll alle Welt zuletzt wie Sodoma und Gomorrha werden ? Wirst Du immer schweigen? Wirst Du ewig dulden ? Soll denn nicht Dein Wille geschehen wie im Himmel also auch auf Erden und Dein Reich kommen? Hast Du nicht schon im Voraus einigen Deiner treuen Freunde eine zukünftige Erneuerung Deiner Kirche verkündet? Sollen sich die Juden nicht endlich zur Wahrheit bekehren? Wartet nicht die Kirche gerade darauf? Rufen nicht alle Heiligen des Himmels: „Gerechtigkeit!“ vindica! Sprechen nicht alle Gerechten auf Erden: Amen, veni Domine (Off. 22,20), „es geschehe, komme, o Herr!“ Seufzen nicht alle Geschöpfe, selbst die unvernünftigen, unter der Last der unzähligen Sünden Babylons? Sehnen sie sich nicht nach Deiner Ankunft, damit dann alle Wesen erneuert werden? Omnis creatura ingemiscit (Röm. 8,22).