Prophetisches Flammengebet des hl. Grignion von Montfort um Missionare für die Gesellschaft Mariä – V

Der hl. Ludwig von Montfort verfasste dieses Gebet im Hinblick auf die Apostel der Endzeit. Unsere Epoche, gekennzeichnet durch die Botschaft und die Verheißungen von Fatima, ist die Not der Kirche so universell und tiefgreifend, dass man diese flammenden Worte mit einigen Anpassungen auf die Kirche anwenden kann. Möge das Unbefleckte Herz Mariens Priester und Laienapostel ähnlich den hervorragenden Missionaren wie sie der Heilige beschreibt, hervorrufen, die als Werkzeuge der Heiligsten Jungfrau die Erhöhung der Braut Christi und die Niederlage der höllischen Mächte erringen.

Wir haben das Flammengebet in sechs Abschnitte aufgeteilt. Man kann bis zum 13. Mai jeweils einen Abschnitt beten und meditieren.



Herr, berufe Apostel Mariens
5. Tag: Die sich ganz Deiner Vorsehung überlassen
Diese ruhmreiche Schar hast Du Deinem Propheten vorhergesagt, der sich darüber in dunklen und geheimnisvollen, aber göttlichen Worten ausspricht:

Pluviam voluntariam segregabis, Deus, hereditati tuæ, et infirmata est, tu vero perfecisti eam.
Animalia tua habitabunt in ea. Parasti in dulcedine tua pauperi, Deus.
Dominus dabit verbum evangelisantibus virtute multa.
Rex virtutum, dilecti dilecti et speciei domus dividere spolia.
Si dormitatis inter medios clerus, pennæ columbæ derargentatæ, es posteriora dorsi ejus in pallore auri.
Dum discernit cælestis reges super eam, nive dealbabuntur in Selmon; mons Dei, mons pinguis.
Mons coagulatus, mons pinguis; ut quid suspicamini montes coagulatus?
Mons in quo beneplacitum est Deo habitare in eo, etenim Dominus habitabit in finem. (Ps 67,10-17)

„Einen gnadenvollen Regen hast Du, o Gott, Deinem Erbe abgesondert; es war ermattet, Du aber hast es gestärkt.
Deine Herde wohnet darin; in Deiner Güte hast Du es dem Armen bereitet, o Gott!
Der Herr gab das Wort den Freudenbotschaftern mit großer Macht.
Der König der Heerscharen des Vielgeliebten ist König des geliebten Volkes; und der Schönheit des Hauses kommt es zu, Beute auszuteilen.
Wenn ihr ruhet mitten in euren Losen, werdet ihr wie Tauben mit Silberflügeln sein, deren Rücken in blassem Golde schimmert.
Wenn der Himmlische die Könige über das Land zerstreut, werden sie glänzen wie Schnee auf dem Selmon. Der Gottesberg, ein fetter Berg,
ein fester Berg, ein fetter Berg; was schaut ihr verwundert auf das feste Gebirge?
Es ist der Berg, darauf es Gott gefällt zu wohnen! Fürwahr auf immer wird der Herr dort wohnen." (Ps. 67,10-17)

O Herr, welches ist dieser gnadenvolle Regen, den Du bestimmt und vorbehalten hast für Dein ermattetes Erbe? Sind es nicht die Söhne Mariä, Deiner Braut, diese heiligen Missionare, die Du sammeln und von der Welt absondern wirst zum Wohle Deiner Kirche, die so geschwächt und befleckt ist durch die Verbrechen ihrer Kinder?
Die Vision des Propheten Ezechiel
Wer sind diese Tiere und diese Armen, die in Deinem Erbe wohnen werden, die dort von der göttlichen Süßigkeit, die Du ihnen zubereitet, sich nähren? Sind es nicht jene armen Missionare, die sich ganz Deiner Vorsehung überlassen und sich sättigen von Deiner göttlichen Wonne? Sind dies nicht die geheimnisvollen Tiergestalten bei Ezechiel (Vgl. 1,5-14), welche die Güte des wahren, edlen Menschen haben werden durch ihre uneigennützige und wohltätige Liebe zum Nächsten, den Mut des Löwen durch ihren heiligen Zorn und ihren klugen, glühenden Eifer gegen die Kinder Babylons, die Kraft des Stieres durch ihre apostolische Arbeit und Abtötung des Fleisches und endlich die Schwungkraft eines Adlers durch ihre Betrachtung Gottes? Das sind die Missionare, die Du in Deine Kirche senden willst. Ein Menschenauge werden sie haben gegen ihren Nächsten, ein Löwenauge gegen Deine Feinde, ein Stierauge gegen sich selbst und ein Adlerauge, das stets auf Dich gerichtet ist.
Diese Nachfolger der Apostel werden mit so großer und überwindender Kraft predigen, virtute multa, virtute magna, dass sie durch ihre Predigt alle Geister und Herzen rühren werden. Ihnen wirst Du Dein Wort geben: dabit verbum, selbst „Deinen Mund und Deine Weisheit: dabo vobis os et sapientia cui non poteruntresistere omnes adversarii vestri (Luk. 21,15), der keiner von ihren Feinden widerstehen kann“ .
Unter diesen vielgeliebten Seelen wirst Du als König der Heerscharen unseres geliebtesten Heilandes mit Wonne Deinen Aufenthalt nehmen, da sie bei all ihrem Wirken nur das eine Ziel verfolgen, Dir die ganze Beute darzubieten, die sie ihren Feinden abnehmen werden: Rex virtutum dilecti dilecti domus dividere spolia.
Durch ihre Hingabe an die Vorsehung und ihre Andacht zu Maria werden sie die Silberflügel der Taube besitzen: Inter medios clerus pennæ columbæ deargentatæ, d.h. die Reinheit der Lehre und der Sitten und das Gold ihres Rückens: Et posteriori dorsi ejus in palloreauri, d.h. eine vollkommene Liebe zum Nächsten, um seine Schwachheiten zu ertragen, und eine große Liebe zu Jesus Christus, um sein Kreuz auf sich zu nehmen.
Du allein, o Jesus, König des Himmels und König aller Könige, wirst diese Missionare als Könige von der Welt ausscheiden, damit sie in ihrer Reinheit weißer werden als der Schnee auf dem Berge Selmon. Berge Gottes sollen sie werden, prangend in üppiger Fülle und starke Berge, auf denen Gott in wunderbarer Weise sein Wohlgefallen findet, so dass er Wohnung bei ihnen nimmt, um bis ans Ende bei ihnen zu weilen.
O Herr, Gott der Wahrheit, wer ist dieser geheimnisreiche Berg, von dem Du uns so viele Wunderdinge offenbarst? Wer anders als Maria, Deine teuere Braut, deren Fundamente Du auf dem Gipfel der höchsten Berge gegründet hast? Fundamenta eius in montibus sanctis (Ps. 86,1) . . . mons in vertice montium (Jes 2,2).
Glücklich und tausendmal glücklich die Priester, die Du dazu auserwählt und vorherbestimmt hast, mit Dir auf diesem üppigen, göttlichen Berge zu weilen, um dort durch ihre Geringschätzung der Welt und durch ihren Aufschwung zu Gott zu Königen der Ewigkeit zu werden. Ja, tausendmal glücklich jene Priester, die berufen sind, durch ihre Vereinigung mit Deiner ganz reinen und makellosen Braut Maria weißer zu werden als der Schnee, und sich mit dem Tau des Himmels und dem Fette der Erde, d.h. mit allen zeitlichen und ewigen Segnungen zu bereichern, von denen Maria überströmt.
Von der Höhe dieses Berges werden sie, wie Moses, durch ihre feurigen Gebete Pfeile gegen ihre Feinde herniederschleudern, um sie zu vernichten oder zu bekehren.
Auf diesem Berge werden sie durch den Mund Jesu Christi selbst, der dort immer wohnt, das Verständnis der acht Seligkeiten erlernen.
Und auf diesem Berge Gottes werden sie mit ihm verklärt werden, wie auf Tabor. Wie auf Kalvaria werden sie mit ihm sterben und mit ihm wie auf dem Ölberg zum Himmel auffahren.