Rechte ohne Pflichten?
Die Zeit ist vorbei, in der die jungen Mädchen oft in die
Ehe traten, fast ohne ihren Ehepartner zu kennen. Leider aber dauert die Zeit
noch an, in der manche jungen Ehemänner sich am Anfang eine Periode moralischer
Freiheiten gestatten und glauben, sie dürften von ihren Rechten Gebrauch
machen, ohne sich um ihre Pflichten zu kümmern. Schwere Schuld, die den
göttlichen Zorn herausfordert; Quelle auch zeitlichen Unheils, dessen Folgen
allen Furcht einflößen sollten. Die Pflicht, die man zu verkennen oder zu
verachten beginnt, vernachlässigt man mit der Zeit immer mehr, so dass sie
schließlich fast ganz vernachlässigt wird und mit ihr die Freuden, die ihre
mutige Beobachtung mit sich bringt. Und wenn dann die Erinnerung wiederkehrt
und die Reue kommt, so kommt manchmal unter vergeblichen Tränen die Einsicht,
dass es zu spät ist; dem Paar, das gegen seine Aufgabe untreu gewesen, bleibt
nichts mehr übrig, als in der Wüste seiner unfruchtbaren Selbstsucht
hoffnungslos zu verdorren.
Aus der Ansprache an Neuvermählte, 24. Juli 1940, in „Der
Papst sagt“ – Lehren Pius XII., Verlag Heinrich Scheffler, Frankfurt am Main,
1955.
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