Schmerz und Reue

Die Bewegung für den Bau der Kirche, die Basilika Sacre-Coeur, war in einer schweren Stunde für Frankreich entstanden, denn Trauer und Niederlage lasteten bleiern auf dem ganzen Land. Das im Krieg (1870/71) siegreiche Preußen hatte zwei Provinzen vom Körper der Nation getrennt: Elsass und Lothringen. Das Volk fühlte sich niedergeschlagen und gedemütigt. Doch oft ist es gerade der Schmerz, der das Tor der Tugend aufstößt. Das gläubige Frankreich musste leider einsehen, dass das Land sich schwer versündigt hatte: Da war vor allem die Französische Revolution zu nennen, die mit ihrem antichristlichen, egalitären und rationalistischen Programm mit der christlichen Vergangenheit gebrochen hatte. Das verlangte unbedingt eine Bitte um Vergebung und den Vorsatz zur Besserung. Als der damalige Bischof von Poitiers und späterer Kardinal Louis Pie (1815-1880) Frankreich von deutschen Truppen besetzt und von noch Schlimmeren Tragödien bedroht sah, fand er am 6. Oktober 1870 Worte, die den Geist, in dem später die Basilika errichtet wurde, treffend zum Ausdruck bringen: „Wir sind Bürger Frankreichs, Frankreich aber hat ein nationales Verbrechen begangen. Weihen wir es daher dem Heiligsten Herzen Jesu und machen wir diesen Akt gleichzeitig zum Ausdruck öffentlicher nationaler Sühne. Das Herz Jesu soll von nun an in Frankreich herrschen, damit dies nicht mehr das Land sei, das aufgehört hat, eine christliche Nation zu sein.“ Kurze Zeit darauf, nämlich un Januar 1872, brachte der Erzbischof von Paris Hippolyte Guibert in einem Brief an die Mitglieder des Komitees zur Leitung des Basilika-Projektes dieselbe Haltung nobler Reue zum Ausdruck: „Von Frankreich aus hat sich das Übel, das uns verdirbt, über ganz Europa ausgebreitet. In Frankreich hat aber auch die Herz-Jesu-Verehrung ihren Anfang genommen und von hier aus sollen nun auch die Gebete aufsteigen, die uns helfen sollen, uns wieder zu erheben und Erlösung zu finden“. In dieser Umgebung fand nach und nach das 1867 veröffentlichte Buch Leben und Werk der seligen Margarete Maria Alacoque Verbreitung. Auf diese Weise erfuhr eine breite Öffentlichkeit von den an Ludwig XIV. Gerichteten Bitten, von denen bisher nur wenige gewusst hatten. In dem genennten Buch kamen auch der Wunsch nach einer Votivkirche und die Verheißung einer Belohnung Frankreichs zur Sprache, sofern sich die Herz-Jesu-Verehrung in diesem Lande durchsetzen sollte. Nun musste man aber feststellen, dass bisher nicht einmal die Votivkirche gebaut worden war. Das Heiligtum auf dem Montmartre würde also der Bitte nach einer Votivkirche nachkommen. Es wäre dies wenigstens die teilweise Erfüllung eines Ersuchens, das fast zwei Jahrhunderte vorher (1689) an den König von Frankreich gerichtet worden war. Am 16. Juni 1874 wurde nun endlich der Grundstein zum Bau der Kirche gelegt und am 5. Juni 1891 wurde die eindrucksvolle Basilika feierlich eingeweiht. Das Versprechen der Nation war damit eingelöst. Quelle: Das Heiligste Herz Jesu – Hoffnung, Lösung und Trost für einen jeden von uns – André Sá – Deutsche Gesellschaft zum Schutz von Tradition, Familie und Privateigentum e.V. - TFP – Frankfurt am Main – Aktion das Herz Jesu Apostolat für die Familie Bildquelle: http://poesievivante.canalblog.com/archives/2010/12/20/19924983.html