Sieben Schatten

Sieben Schatten

Ich stehe am Fenster, siebenfaches Licht
Wirft sieben Schatten an die Wand, die Decke;
Wenn ich mich beuge und die Hand ausstrecke,
Tun sieben so wie ich, doch bin ich es nicht.

Der Mond wirft seinen Schatten schwer und dicht,
Als ob sich aller Gram darin verstecke,
Die Lampen heller; jenen in der Ecke
Erkenne ich kaum, so klar ist er und licht.

Entfaltet und geteilt, ein flüchtiger Reigen,
Ich weiß es nicht, wo er den Anfang nimmt;
Ich selbst bin es nicht. Bist du es, bist es du?

Gebannt im Kreise stehen wir und schweigen,
Der letzten Stimme innerer Laut verschwimmt,
Als tief Verwandte nicken wir uns zu.


Quelle: Die Sonette – von Leben und Zeit, dem
Glauben und der Geschichte – Reinhold Schneider
Verlag Jakob Hegner – Köln und Olten