Tantum ergo!


Wenn wir das Sonnenlicht auslöschen und der feurigen Sonnenkugel ihre Wärmekraft rauben könnten, dann wäre es Sterbetag in der Natur. Und wenn Gott die Sonne einmal aufhalten würde in ihrem Kreislauf tagelang und wenn er tagelang das Sonnenlicht mit einem unermesslichen Riesenschleier bedeckte, so erfüllte die ganze Erde ein unsägliches Heimweh nach dem Sonnengestirn. Angefangen vom König der Schöpfung bis herab zum winzigen Sandkorn an Meeresufer – ein unermessliches Heimweh nach der Sonne.
Das ist ein schwaches Bild nach einem anderen Sehnen, vom Heimweh der Seele nach Gott. Diese Sehnsucht des Menschen nach der Nähe Gottes hat sich in herrlichster Weise erfüllt in der persönlichen Gegenwart Christi im Heiligsten Sakramente, im Geheimnis von Fronleichnam.

„Wie der Hirsch nach der Wasserquelle,
so sehnt sich meine Seele nach dir, o Gott!“

Ist das alte Heimweh nach den Quellen des Erlösers noch heute in den Seelen der Menschen lebendig? Beim Propheten heißt es: „Siehe die Wohnung Gottes unter den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein.“

Wie einsam lässt ihn oft der Mensch des 21. Jahrhunderts in den Kirchen! Ein kleines Sternlein Licht ist in so vielen Kirchen sein einziger Trost in so vielen Stunden des Tages und der Nacht.

Lavater hat einmal gesagt: „Könnte ich an die Gegenwart Christi im Sakramente glauben, ich würde mich vor Anbetung nie mehr von
meinen Knien erheben.“

Wir Katholiken glauben daran, weil wir an sein Gottheit glauben und weil wir auch in der weiten Zeitenferne des 21. Jahrhunderts bekennen mit dem Hauptmann von Golgotha: „Wahrhaftig, dieser war Gottes Sohn!“



Quelle: Sonne Dich – P. Max Dudle SJ. - Hrsg.: Aktion, „Deutschland braucht Mariens Hilfe“ - DVCK e. V., Frankfurt am Mein