Von der Wirksamkeit des Ave Maria

Zwei Regularbrüder gingen gemeinsam durch eine gebirgige Gegend in der frommen Absicht, die Eltern und gläubige Freunde in Christus zu besuchen. Es passierte nun, dass sie ein wenig vom rechten Weg abkamen. Deshalb sagte der Ältere zum Jüngeren: „Es scheint mir, Bruder, dass wir falsch gehen. Lasst uns wieder zur Hauptstraße zurückkehren.“ Sie gingen also zum Ausgangspunkt zurück und der Ältere begann zu beten und die selige Jungfrau anzurufen, sie möge ihnen doch einen Wegkundigen Führer schicken, der in guter Gemeinschaft mit ihnen des Weges zieht. Als er nun schon einige Gebete in Form von Hymnen und Litaneien zu Ehren der seligen Jungfrau gesprochen hatte, siehe da, es kam ihnen ein Mann in der Gestalt eines Pilgers entgegen, mit Stock und Rucksack, in dem er Reiseproviant bei sich trug. Er grüßte die Brüder und sagte zu ihnen, er wolle geradewegs hinauf, um den Ablass beim heiligen Quirin zu gewinnen, und gerne sie begleiten. Sie folgten also schnell den Führer des rechten Weges über eine lange Wegspanne hinweg, bis sie zur dem gewünschten Ort ihrer Herberge kamen. Da erkannte der Ältere, dass ihnen göttliche Hilfe zuteil geworden war. Er dankte Gott und der seligen Jungfrau noch eifriger und ausführlicher für die glückliche Führung auf dem Weg. Dabei erinnerte er sich an das Wort des heiligen Petrus, der sprach: Werft alle eure Sorge auf ihn, denn er kümmert sich um euch (1 Petr 5,7). Quelle: Nachfolge Mariens – Thomas von Kempen – EOS-Verlag D 86941 St. Ottilien