Weihnachten: Eine Meditation der Hoffnung

Weihnachten: Eine Meditation der Hoffnung

Plinio Correa de Oliveira

Bei einer Meditation geht es nicht nur um die visuelle Wahrnehmung eines Geschehens, sondern auch um die emotionale Verbundenheit mit dem, worüber man nachdenkt.

Wenn wir also über Weihnachten meditieren, überlegen wir, welche Sichtweise unserer Seele Freude schenkt. Welche Perspektive lassen wir uns mit der Weihnachtsszene wirklich verbunden fühlen? Vor diesem Hintergrund betrachten wir die Geburt Jesu aus drei verschiedenen Perspektiven: seiner Erhabenheit, seiner Nähe und seinem Mitgefühl.

Stellen wir uns vor, wir wären einer der Heiligen Drei Könige. Welch eine Freude wäre es, die Grotte von Bethlehem zu betreten! Wir sehen die Jungfrau Maria, den heiligen Josef und das Jesuskind. Nehmen wir an, wir kämen genau dann an, als die Heiligen Drei Könige aus dem Osten eintreffen. Der Zug ist prachtvoll, die Kamele sind mit Schätzen beladen. Bei ihrer Ankunft knien alle vor dem Christuskind nieder.

Die unendliche Herrlichkeit unseres Herrn

Wir betrachten zunächst die unendliche Herrlichkeit unseres Herrn. Wir stellen uns die Grotte nicht als feuchte Höhle vor, sondern als einen so weitläufigen Raum, dass er wie eine von der Natur geformte Kathedrale wirkt, die die gotischen Bögen des Mittelalters vorwegnahm. Im Zentrum dieser majestätischen Gänge steht eine Krippe, über der ein goldenes, überirdisches Licht das Christuskind umgibt.

Hier liegt das größte Paradoxon: Unser Herr ist ein Kind, und doch besitzt er die Majestät eines wahren Königs, denn er ist der König der Könige. Er ist der Schöpfer des Himmels und der Erde, der unendliche Gott, der Mensch wurde. Vom ersten Augenblick seines Daseins an – schon im Mutterleib – besaß er eine Erhabenheit, die jeden Menschen, der je gelebt hat, in den Schatten stellt.

Er ist die absolute Wahrheit, die als Kind unvergleichlich brillanter war als der heilige Thomas von Aquin, mächtiger als Karl der Große oder Napoleon und weitaus wissender als jeder moderne Wissenschaftler, der behauptet, das Universum zu verstehen.

Manchmal huschte diese erhabene Majestät – bestehend aus Weisheit, Heiligkeit und unendlicher Macht – über seine kindlichen Züge. Nehmen wir an, wir erblicken dieses Gesicht! Er bewegt sich, und wir erkennen einen göttlichen Monarchen. Er öffnet seine Augen, und wir sehen die Tiefe eines Weisen. Die Atmosphäre um ihn herum ist so erfüllt von Heiligkeit, dass wir uns fast für unsere Existenz entschuldigen möchten, bevor wir uns ihm nähern. Und doch fühlen wir uns wie magnetisch angezogen, unser Leben zu ändern, einfach weil wir in seiner Nähe sind.

Und da ist die Muttergottes zu seinen Füßen. Sie ist zärtlich, mütterlich und majestätisch. Sie ist eine wahre Königin, die eine unermessliche Würde ausstrahlt, die weder Seide noch Juwelen benötigt, um sich zu offenbaren. Verstärken wir nun diesen Gedanken, indem wir uns die transzendente Majestät der Jungfrau Maria vorstellen, die zu ihrem göttlichen Sohn betet, während unsichtbare Engelschöre die Grotte in einen königlichen Hof verwandeln.

Als gläubiger Katholiken, die Adel und Ordnung lieben und bewundern, fühlen wir uns von dieser Szene angezogen. Wir verehren dieses Kind, das allein durch seine Existenz Chaos, Irrtum und Unordnung abwehrt. In dieser Szene wagt die Unordnung der Welt keinen Einzug; nur Hierarchie, Pracht und Ordnung bleiben.

Seine unendliche Erreichbarkeit

Nun wenden wir uns einem ganz anderen Aspekt zu.

Betrachten wir, wie das Jesuskind unendlich zugänglich ist. Dieser König in seiner Ehrfurcht gebietenden Majestät wendet sich uns zu und öffnet seine liebenswerten Augen. Er sieht uns direkt an. Sein Blick ist klar und rein und durchdringt unsere Seele bis in die Tiefe. Er sieht unsere schlimmsten Sünden, alles, was wir verbergen, besonders vor uns selbst. Aber er sieht auch unsere guten Eigenschaften – das Potenzial, das er uns gegeben hat, und er ruft uns zu sich.

Es ist ein Blick, der die Seele tief berührt, ähnlich dem Blick, den er 33 Jahre später dem heiligen Petrus nach dessen Verrat zuwarf. Dieser Blick war so tiefgreifend, dass er den heiligen Petrus sein Leben lang weinen ließ. Der Blick unseres Herrn erfüllt uns mit Schrecken über unsere Fehler, doch er offenbart uns auch eine unendliche, göttliche Liebe zu uns als seinen Geschöpfen. Er liebt uns trotz unserer Mängel, weil er um unser Potenzial, heilig zu werden, weiß.

Und gerade als wir erwarten, dass das Gericht über uns hereinbricht, lächelt er. Plötzlich verschwindet die Entfernung. Vergebung durchflutet unsere Seele. Wir spüren, wie er uns umarmt, und bei unserem Namen ruft und sagt: „Ich habe euch so sehr geliebt. Ich vergebe euch. Vergesst die Vergangenheit; dient mir jetzt. Wenn euch zweifelt, bittet meine Mutter um Vertrauen, und ich werde eure Stärke sein.“

Dies ist die Zugänglichkeit Gottes, die eine Brücke über eine unendliche Kluft schlägt.

Sein unendliches Mitgefühl

Stellen wir uns schließlich seine Barmherzigkeit vor. Das Jesuskind beurteilt nicht nur unseren moralischen Zustand; es sieht auch unsere Traurigkeit. Es sieht den erbärmlichen Zustand der Menschheit. Es sieht das Leid, das wir aus der Vergangenheit mit uns tragen, den Schmerz, den wir jetzt fühlen, und die Prüfungen, die uns in der Zukunft erwarten. Es sieht uns nahe am Abgrund der Ewigkeit wandeln, wo wir riskieren, unsere Seele zu verlieren.

Es blickt uns mit tiefem Mitgefühl an. Es möchte uns diesen Schmerz, wenn möglich, nehmen oder uns, wenn nötig, die Kraft geben, ihn zu ertragen, damit wir heilig werden können. 

Es liegt ein tiefer Trost darin, bemitleidet zu werden. Das ist eine Eigenart der menschlichen Natur. Wenn man Freude teilt, verdoppelt sie sich. Wenn man Trauer teilt, teilt sie sich. Unser Herr bietet die vollkommenste Form der Teilung des Leids an. In jedem bitteren Kelch, den wir trinken müssen, flüstert er: „Meine Kinder, ich leide mit euch. Lass uns das gemeinsam durchstehen. Ich habe für euch gelitten, und eines Tages werdet ihr ewig an meiner Freude teilhaben.“

Alle Vollkommenheiten waren in unserem Herrn vereint. Alle vollkommenen Seelenzustände existierten nebeneinander, in unterschiedlichem Maße und auf unterschiedliche Weise, je nach den Umständen seines menschlichen Lebens. Er war von dem Augenblick seiner Geburt an voller Majestät, Zugänglichkeit, Nähe und Mitgefühl für die Menschheit. Es ist natürlich, dass sich, obwohl er ein Kind war, je nach den Seelen, die sich ihm näherten, mal der eine, mal der andere Aspekt zeigte.

Hier sind drei Betrachtungspunkte über das Jesuskind für diese Weihnachtszeit. Betrachten wir seine unendliche Majestät, seine unendliche Zugänglichkeit und sein grenzenloses Mitgefühl. In dieser Weihnachtszeit bewahren wir diese Gedanken in unserem Herzen.

Die Heilige katholische Kirche ist weit und breit, sie umfasst viele spirituelle Schulen. Sie alle sind wunderbar. Folgen wir dem Ruf unserer Seele. Seien wir genau so, wie Gott uns geschaffen hat, und lassen wir uns vom Geheimnis der Weihnacht berühren.

Dieser Artikel basiert auf einem Vortrag, der am 12. Dezember 1973 stattfand und für die Veröffentlichung adaptiert wurde.