Wer an mich glaubt

Die göttlichen Personen sind einander transparent. Man kann sie mit den Perlen eines Halsbandes vergleichen: nimmst du eine der göttlichen Personen in die Hand, ziehst du zugleich die beiden anderen hoch. Das Vater-Sein prägt seine Personalität, aber ohne Sohn kann es kein Vater-Sein geben. Sonst ist es unmöglich, dass Vater und Sohn in ihrer gegenseitigen Liebe den Heiligen Geist hervorbringen. Da gibt es nun ein Wort, das Theologen dafür verwenden. Sie sprechen von der „circumincessio“ der göttlichen Personen. Eine Formulierung mag die Sachlage verständlicher machen: die göttlichen Personen sind einander transparent. Wenn Sie sich an eine von ihnen wenden, dann sind auch die beiden anderen in Transparenz zugegen und werden angesprochen. Sie sind eigenständig, aber einander transparent. Und dann gilt auch, was Jesus sagt: „Die Worte, die ich zu euch sage, habe ich nicht aus mir selbst. Es sind die Worte des Vaters“ (vgl. Joh 14,10.24). Es sind auch Jesu Worte, seine eigenen, vom Vater empfangenen Worte. In menschlicher Gestalt kommt er vom Himmel, um uns Worte zu sagen, die ihrerseits wieder zu ihm und zur Person des Vaters aufsteigen. Er hat sein ganzes Sein vom Vater empfangen, und der Vater spricht zu uns durch ihn, der in menschlicher Gestalt mitten unter uns gegenwärtig ist. Da haben wir also die Heiligste Dreifaltigkeit, die über die Fleischwerdung zu uns kommt, diese zärtliche Stimme Gottes, die aus unserer Mitte zu uns spricht, nicht aus dem fernen Himmel; die mit einer menschlichen Stimme, mit menschlicher Sprache zu uns spricht, mit der Sprache eines kleinen Volkes, dem Aramäischen, einem Dialekt, der in der Gegend von Mesopotamien gesprochen wurde. Kardinal Charles Journet (1891?1975), Theologe, Vorträge zum Evangelium nach Johannes, gehalten in Genf von 1972 bis 1974 Evangelium Tag für Tag 10.05.17