Wer ist glücklich?


Die Durchschnittsmenschen erblicken das Glück in dem Besitze jener Erdengüter, deren sie nicht teilhaftig sind: Der Kranke hält die Gesundheit, der Gefangene die Freiheit, der Arme den Reichtum für das höchste Glück. Andere meinen, dass Wissen, Schönheit, Arbeitserfolg, Ruhm, Genuss usw. glücklich machen.

Wirklich glücklich est derjenige, dem die christliche Weltanschauung in Fleisch und Blut übergegangen ist. Er weiß, dass es auf Erden kein wunschloses Glück geben kann. Darum bescheidet er sich mit dem Erdenglücke, das seinem Streben zuteil wird. Er freut sich an den Annehmlichkeiten des Daseins, ohne ihnen seine Seele gefangenzugeben.

Er genießt die Freuden des Daseins mit Maß, denn er weiß, dass jedes Übermaß davon den Freudengehalt des Lebens nicht vermehrt, sondern vermindert. Er klagt nicht darüber, dass gleich neben den Rosen die Dornen stehen und der Tag zwischen zwei Nächten liegt. Er freut sich vielmehr an der Farbe und dem Dufte der Rose und an dem Strahlenglanze des Tages. Bietet ihm das Leben Unannehmlichkeiten, so trägt er sie hochgemut; denn er weiß, dass sie zum Ausbau seiner Himmelsleiter notwendig sind.

Wer wahres Christentum lebt, dem kann nichts geschehen.

Das ärgste, was ihm zustoßen kann, ist: sterben zu müssen. Aber sein Sterben ist zugleich Auferstehung zu wunschlosem ewigen Glücke.

„Glücklich ist, wer das Gesetz beobachtet!“ (Spr. 29, 18)


Quelle: Sonne Dich – P. Max Dudle SJ – Hrsg.: DVCK e. V., Frankfurt am Main