Wie Unsere Liebe Frau bei Lepanto den Sieg verlieh



Jeremias Wells

In Zeiten höchster Gefahr und Bedrängnis müssen wir stets in den Armen der mächtigen Gottesmutter Zuflucht suchen und zum Rosenkranz greifen. Die Seeschlacht im Golf von Lepanto dient uns heute als Lehre unerschütterlichen Vertrauens.

Als der heilige Pius V. auf den Stuhl des heiligen Petrus erhoben wurde, sah sich die Christenheit Gefahren ausgesetzt, die alles übertrafen, was ihr in ihrer konfliktreichen Geschichte bisher an Bedrohungen widerfahren war. Große Gefahr drohte ihr vor allem von Seiten der erregten, gewalttätigen Anhänger Mohammeds.

Alle Informationen und Kenntnisse, die Papst Pius V. erhalten hatte, wiesen darauf hin, dass der osmanische Moloch Vorbereitungen traf, mit der türkischen Flotte an der Spitze ins Mittelmeer und die angrenzenden Länder vorzustoßen. Zu den Zielen dieses Angriffs zählten auch Italien und Rom. Keine Nation war jedoch in der Lage, den plündernden Ungläubigen entgegenzutreten und nur wenige zeigten sich zur Bildung einer Allianz bereit.

Der Norden Europas hatte sich mit Waffen gegen die Kirche erhoben und Frankreich war tief in diesen Konflikt verwickelt. Viele Länder Europas sahen zu diesem Zeitpunkt den besten politischen Ausweg in einer neutralen Haltung, nachdem die Türken bereits einen großen Teil des Donautals in Besitz genommen hatten.

Allein Spanien und Venedig waren in der Lage, Widerstand zu leisten. Doch diese begegneten einander mit Hass und tiefem Misstrauen. Dennoch vermochte der heilige Pius kraft seines Gebetes und unter Anrufung der göttlichen Gnade ein Bündnis mit ihnen zu schmieden und eine Kernflotte von über 200 Galeeren zusammenzustellen. Mit seinem großen diplomatischen Geschick gelang es ihm, sie nicht nur vereint zu halten, sondern sie auch vom Vorteil eines Präventivschlags gegen die bevorstehende Umklammerung zu überzeugen.

Der Erzbischof von Mexiko sandte König Philipp II. eine exakte Kopie des Marienbildnisses von Guadalupe und dieser leitete es an Andrea Doria, einen der drei führenden Admirale der Flotte, weiter, der es in seiner Kajüte aufstellte. Als die Armada in Schlachtordnung auslief und am Morgen des 7. Oktober 1571 zum Angriff überging, wehte die blaue Standarte unserer Lieben Frau von Guadalupe auch vom Hauptmast des Flaggschiffs von Don Juan de Austria. Die Gegenwart der Gottesmutter wurde jedoch an diesem Tag am deutlichsten durch das Gebet des heiligen Rosenkranzes wahrgenommen.


Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz

Papst Pius V., der aus dem Orden des heiligen Dominikus hervorgegangen war, tat, was Katholiken schon immer in Zeiten höchster Gefahr getan haben: Er suchte Hilfe bei der machtvollen Muttergottes. Als Jünger des heiligen Dominikus wusste er um die wirksamsten Mittel, sich ihrer Hilfe zu versichern, und zu diesen zählt ohne Zweifel das Beten des heiligen Rosenkranzes. So ordnete er an, dass dieser in allen Klöstern Roms mit noch größerem Eifer für den glücklichen Ausgang der bevorstehenden Schlacht gebetet werden sollte, und er organisierte Rosenkranzprozessionen, an denen er trotz seines prekären Gesundheitszustandes selbst teilnahm.

Während die christliche Flotte dem großen Zusammenstoß der Kulturen entgegensegelte, wurde auf den Schiffen täglich die heilige Messe gelesen und der Rosenkranz gebetet. Diese inständigen Bittrufe um göttlichen Beistand führten schließlich zur vernichtenden Niederlage der Osmanen bei Lepanto und damit zum Anfang vom Ende ihrer Vorherrschaft im Mittelmeerraum.

Zum Gedenken an die Fürsprache unserer Lieben Frau bestimmte die Kirche den 7. Oktober zum Rosenkranzfest und der heilige Pius V. fügte der marianischen Litanei (Loreto-Litanei) die Anrufung „Hilfe der Christen“ (Auxilium Christianorum) hinzu. Eine ähnliche Anerkennung fand die durch das Rosenkranzgebet erlangte Fürsprache der heiligen Jungfrau im folgenden Jahrhundert, als Johann III. Sobieski 1683 die Türken zwang, die Belagerung Wiens aufzuheben, sowie nach dem Sieg, den Prinz Eugen von Savoyen bei Temeswar im Laufe seines erfolgreichen Feldzugs zur Vertreibung der Osmanen aus Europa errang.

Während der Schlachtlärm in den blutgetränkten Wassern von Lepanto langsam abebbte, war Pius V. in den päpstlichen Gemächern damit beschäftigt, zusammen mit seinem Schatzmeister Bartolo Busotti Berichte zu prüfen. Plötzlich erhob er freudestrahlend das Haupt und rief aus: „Lass uns Gott Dank sagen, den eben hat unsere Flotte die Türken besiegt.“ Erst zwei Wochen später sollte diese Nachricht auf dem Seeweg Rom erreichen.


„Am Ende wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren“

Nun mag einer den Einwand vorbringen, dass dieses Beispiel aus der Geschichte zwar nicht gerade unpassend sei, dass es aber schon sehr weit zurückliege. Die heilige Jungfrau hat jedoch der Erde vor nunmehr neunzig Jahren einen weiteren Besuch abgestattet und dabei einer größeren bedrängten Menschheit im Großen und Ganzen dieselbe Botschaft kundgetan. Als unsere Liebe Frau vom Rosenkranz erschien sie insgesamt sechsmal in Fatima (Portugal) drei unter sich verwandten Kindern, von denen zwei seliggesprochen wurden.

Im Wesentlichen ging es ihr um die Mitteilung, dass die Sünden der Menschen Gott furchtbar beleidigt haben und dass deshalb schreckliche Strafen über die Welt kommen werden, solange diese Sündhaftigkeit andaure. Unmittelbar darauf kam es zum blutigen Ende des Ersten Weltkriegs und einige Zeit später zu den übelsten Gräultaten in dem sechs Jahre andauernden Zweiten Weltkrieg. Immer wieder brachen seither Kriege aus und wurden Ungeheurlichkeiten begangen, hinter denen vor allem zwei der Hauptfeinde der westlichen Zivilisation als Auslöser stehen: der Kommunismus (wie von der Gottesmutter vorhergesagt) und der Islam. Die Sündhaftigkeit hat inzwischen nicht abgenommen, sondern ist weiter angestiegen, vor allem was das Familienleben, unsittliche Kleidung und unzüchtige Vergnügungen angeht.

Unsere Liebe Frau wird erneut in den Ablauf der Geschichte eingreifen, sei es, um ihren leidenden Kindern, die bei ihr Zuflucht suchen, beizustehen, sei es, um jene den Zorn Gottes spüren zu lassen, die sich weigern zu beten, Opfer zu bringen und ihn nicht mehr zu beleidigen. Bei ihrer dritten Erscheinung hat sie aber bereits das Endergebnis dieses ganzen Prozesses mitgeteilt: „Am Ende wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren.“