ZUM GÖTTLICHEN HERZEN JESU
(Herzjesufest 23. Juni) Heiligstes Herz Jesu, ich verehre dich kraft deiner persönlichen Einheit mit dem ewigen Wort der heiligsten Dreifaltigkeit. Wenn ich dich verehre, meine ich den menschgewordenen Gott, Emmanuel, „Gott mit uns“. Mein Gott und Erlöser, ich verehre dein heiligstes Herz, denn es ist der Sitz und die Quelle all deiner menschlichen Teilnahme und Barmherzigkeit mit uns Sündern. Es ist Organ und Mittelpunkt deiner Liebe. Es schlägt für uns, es sehnt sich nach uns, es litt für uns und unser Heil, es brannte vor Eifer, dass Gottes Ehre in uns und durch uns geoffenbart werde. O heiliges Sinnbild und Geheimnis der Liebe – göttlicher und menschlicher Liebe in Fülle – du hast mich erlöst durch deine göttliche Kraft und deine menschliche Liebe. Heiligstes, liebreiches Herz Jesu, du bist verborgen in der heiligen Eucharistie und schlägst immer für uns. Noch immer wie einst sprichst du: „Mit Sehnsucht habe ich verlangt.“ Ich bete dich an mit der größten Liebe und Ehrfurcht, deren ich fähig bin, mit inniger Andacht, mit ergebenem, festem Willen. Wenn du mich würdigst, dich als Speise und Trank zu empfangen und in mir Wohnung nimmst, so lass mein Herz mit deinem Herzen zusammenschlagen! Reinige es von allem Irdischen, allem Stolz und aller Sinnlichkeit, allem Harten und Lieblosen, aller Krankheit, Unordnung, Lauheit! Erfülle es so mit dir, dass die Zufälle des Alltags und der wechselnden Zeit es nicht verunruhen können, sondern dass es Frieden genieße in deiner heiligen Furcht und Liebe! O gequältes Herz, von Liebe, Trauer und Angst gebrochen: der Anblick der menschlichen Sünde, die Empfindung für ihre Schwere, der Eifer für Gottes Ehre und der Schauder vor der furchtbaren Nähe des Bösen wie auch das übermächtige Mitleid mit den Seelen, die es in den ewigen Abgrund riss – all diese Empfindungen ließest du miteinander über dich einstürmen. Sie waren dein Tod. Dieses starke Herz, dieses edelste, großmütigste, zarteste, reinste Herz ward durch die Sünde getötet. O Jesu, milder, liebreicher Herr, wann wird mein Herz einen Teil deiner geistigen Schönheit haben? Mein hartes, steinernes Herz, mein stolzes, ungläubiges, unreines, enges, selbstsüchtiges Herz, wann wird es teilnehmend fühlend und dir ähnlich sein? O lehre mich, so dich zu betrachten, dass ich dir ähnlich werde, und dich so aufrichtig und herzlich zu lieben, wie du mich geliebt hast! Herz Jesu, meine Liebe, ich opfere dir mein Gebet in Demut auf für mich und für alle, die mit mir im Geiste vereinigt sind, dir zu huldigen. Heiligstes Herz, Inbegriff höchster Liebe, ich befehle deinem Schutze die heilige Kirche, deine teure Braut und unsere Mutter, die Seelen der Gerechten und alle armen Sünder, die Betrübten und Sterbenden, überhaupt alle Menschen: lass dein Blut nicht vergebens für sie vergossen sein! Lass auch Erquickung von ihm zufließen den Seelen, die am Ort der Reinigung leiden, besonders denen, die in ihrem Leben andächtig dein heiliges Leiden verehrten! Mein teurer Erlöser, möchte ich doch ein recht haben, dich zu bitten und dir Sühne zu leisten für alle Unglaube der Welt und alle Beleidigungen, die deinem Namen und Wort, deiner Kirche und deinem Sakrament der Liebe zugefügt werden! Ach, ich habe selbst eine große Schuld zu büßen, die ich durch Unglauben und Undank auf mich geladen habe. Aber nimm in deiner Milde den guten Willen, den ich habe, dir zu huldigen, dich verherrlichen und dir Sühne zu leisten! Lass mich wenigstens jetzt nicht mehr sündigen! Ich kann die fremden Sünder nicht hindern; aber einer wenigstens von denen, die du erlöst hast, soll zu dir umkehren und Gott mit lauter Stimme die Ehre geben. Je mehr die Menschen spotten, um so mehr will ich an dich glauben, den Guten Gott, den gütigen Heiland, den verborgenen Herren des Lebens, der mir nur Gutes getan vom ersten Augenblick meines Lebens an. Das Leben flutet hin von Geschlecht zu Geschlecht. Tausende treiben mit der Liebe Gottes ihr Spiel, stellen seine Gerechtigkeit auf die Probe und stürzen sich in den Abgrund. Allmächtiger Gott, o Gott der Liebe, Schrecklich! Das war es, was deinem geliebten Sohne das Herz brach, dass er der Menschen Elend vor sich sah. Deswegen, dafür starb er. Liebreiches Herz des Erlösers, wann endlich gebietest du Einhalt der schwellenden Flut von Sünde und Weh? Ach, bei deinen heiligen Wunden an Händen, Füßen und Seite, bei diesen lebendigen Quellen der Erbarmung, daraus allzeit des Segens Fülle herniederströmt vom dreifaltigen göttlichen Wesen: sammle dir endlich aus dieser Welt eine reiche und reichere Ernte, der Seelen volle Garben in deine Scheune, damit diese letzten Zeiten erstrahlen mögen in Heiligkeit und Herrlichkeit von dem Glanz deiner sieghaften Gnade! Amen. J.H. Kardinal Newman Quelle: Gebetbuch aus seinen Schriften, gesammelt von Otto Karrer – Ars Sacra, MünchenHelfen Sie uns mit einer Spende, die Andacht zu Muttergottes in Deutschland zu verbreiten.
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