Zum Ufer unseres Lebens


Liebe Junge Freunde! …
Während unseres Treffens werde ich einigen von euch das Sakrament der Versöhnung spenden können. Und so möchte ich euch einladen, über die Bedeutsamkeit dieses Sakraments nachzudenken, in dem Gott uns persönlich entgegenkommt. Jedes mal, wenn wir ihn darum bitten, kommt er zu uns, um uns „ans andere Ufer“ hinüberzuführen, zu diesem Ufer unseres Lebens, an dem Gott uns vergibt, uns seine Liebe eingießt, die heilt, lindert und aufrichtet!
Das Jubiläum der Barmherzigkeit, … erinnert uns gerade daran, dass Gott uns mit offenen Armen erwartet, wie uns auch das schöne Bild vom Vater, der den verlorenen Sohn aufnimmt, ins Gedächtnis ruft.
Tatsächlich tröstet uns die empfangene Vergebung und erlaubt uns, mit zuversichtlichem Herzen und in Frieden neu aufzubrechen, fähig, mehr in Harmonie mit uns selbst, mit Gott und mit den anderen zu Leben. Diese empfangene Vergebung ermöglicht uns auch, selber zu vergeben. Wir haben das immer nötig, und besonders in Situationen von Konflikt und Gewalt wie jene, die ihr noch allzu oft erlebt. … In diesem Zusammenhang ist es menschlich sehr schwierig, denen zu verzeihen, die uns Böses getan haben. Doch Gott schenkt uns Kraft und Mut, um jene „Handwerker“, jene Gestalter von Versöhnung und Frieden zu werden, deren euer Land so sehr bedarf. Der Christ, der Jünger Christi, folgt den Spuren seines Meisters, der am Kreuz seinen himmlischen Vater gebeten hat, denen zu vergeben, die ihn kreuzigten. Wie weit ist diese Haltung von den Gefühlen entfernt, die allzu oft in unserem Herzen wohnen! … Diese Haltung und dieses Wort Jesu, „Vater, vergib ihnen“, zu meditieren, kann uns helfen, unseren Blick und unser Herz zu verwandeln. Für viele ist es ein Ärgernis, dass Gott gekommen ist, um einer von uns zu werden; ein Ärgernis, dass er am Kreuz gestorben ist. Ja es ist ein Ärgernis des Kreuzes. Das Kreuz erregt weiter Anstoß. Doch es ist der Einzig sichere Weg: der Weg des Kreuzes, der Weg Jesu, der gekommen ist, um unser Leben zu teilen und uns von de Sünde zu erlösen …
Das wertvollste Gut, das wir im Leben haben können, ist unsere Beziehung zu Gott. Seid ihr davon überzeugt? Seid ihr euch bewusst, welch unschätzbaren Wert ihr in den Augen Gottes besitzt? Wisst ihr, dass ihr von ihm geliebt und bedingungslos angenommen werdet, so wie ihr seid? Wenn ihr euch Zeit nehmt zum Gebet und zum Lesen der Heiligen Schrift, besonders des Evangeliums, werdet ihr ihn besser kennen lernen, und auch euch selbst werdet ihr kennen lernen. Die Ratschläge Jesu können nämlich auch heute eure Gefühle und eure Entscheidungen erleuchten. Ihr seid begeistert und großherzig, seid auf der Suche nach einem großen Ideal, sucht die Wahrheit und die Schönheit. Ich ermutige euch, einen wachen und kritischen Geist zu bewahren gegenüber jedem Kompromiss, der im Gegensatz zur Botschaft des Evangeliums steht.Danke für eure kreative Dynamik, derer die Kirche bedarf! Pflegt sie! Seid Zeugen der Freude, welche die Begegnung mit Jesus schenkt! Möge sie euch verwandeln, möge sie euren Glauben stärken und festigen, um die Ängste zu überwinden, um immer mehr in den Plan der Liebe einzutreten, den Gott für euch hat! Gott will das Gute für alle seine Kinder. Diejenigen, die sich von ihm anschauen lassen, werden von der Sünde, von der Traurigkeit, von der inneren Leere, von der Abschottung befreit. Und stattdessen können sie den Mitmenschen als Bruder oder Schwester betrachten, akzeptieren, dass er anders ist, und entdecken, dass er ein Geschenk für sie selbst ist. Dies ist die Weise, wie der Friede jeden Tag aufgebaut wird. Das verlangt, den Weg des Dienens und der Demut einzuschlagen, aufmerksam auf die Bedürfnisse des anderen zu sein. Um diese Mentalität einzutreten, muss man ein Herz haben, das sich zu erniedrigen weiß und versteht, das Leben mit denen zu teilen, die bedürftiger sind. Darin liegt die wahre Nächstenliebe. Und so wächst die Solidarität, angefangen bei den kleinen Dingen, und die Keime der Trennung verschwinden. So trägt der Dialog zwischen den Gläubigen Frucht; die Geschwisterlichkeit wird Tag für Tag gelebt und macht das Herz weit, indem sie eine Zukunft auftut. Auf diese Weise könnt ihr sehr viel Gutes für euer Land tun, und ich ermutige euch, es zu tun.

Quelle: Aus der Ansprache vom 29.11.2015, von Papst Franziskus, vor Jugendlichen in der Kathedrale von Bangui (Zentralafrika) – Der Fels – Katholische Wort in die Zeit – 47. Jahr – Januar 2016